Radsportreise Mallorca 2020 - unerwartet anders
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- Kategorie: Kurzmeldungen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 08. April 2020 11:12
- Geschrieben von Mario Jähnert
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Radsportreise Mallorca 2020
Nach über einer Woche „Radsportreise Mallorca 2020“ wird es Zeit ein erstes Resümee zu ziehen. Bericht aus Sicht eines radsportbegeisterten Mallorca-Fans, der gerade auf Mallorca mit einigen gleichgesinnten im Trainingscamp seine Touren drehen würde.
Nun muss man sich aufgrund der Corona–Krise als erstes Gedanken über die Überschrift machen, denn Mallorca, Reisen und Radsport sieht sonst etwas anders aus. Was bleibt denn dann noch übrig: Urlaub auf Balkonien oder vielleicht doch etwas mehr?
Eins vorweg: zum Glück dürfen wir in Deutschland noch Sport machen, im Gegensatz zu viel stärker betroffenen Regionen mit drastischeren Maßnahmen gegen den Corona-Virus.
Auch wenn das Wetter die letzten Tage kontinuierlich besser geworden ist, hätte es in Mallorca schon mal keine Temperaturen nahe dem Nullpunkt gegeben sowie keinen kalten Wind, der das Radfahren mit mehreren Zwiebelschichten erfordert hätte. Demnach wurde man die Woche anstatt von Meeresrauschen von dem kalten Wind, der am heimischen Rollladen gekratzt hat, geweckt.
Aber nicht nur das: der ganze Tagesablauf gestaltete sich anders als sonst zu dieser Zeit.
Anstatt der üblichen Unterrichtung über die geplanten Touren der Guides (Joachim, Walter und Kurt) mit den anvisierten Mallorca-Highlights fingen die Tourplanungen auf der verzweifelten Suche nach einer Region vor der Haustür, die man noch nicht mehrfach durchquert hat, an.
Aufgrund #stay at home oder #drive alone fehlte leider aktuell auch zu Hause eine dynamische Gruppe, mit der man während der Tour über Radsport und Gott und die Welt philosophieren hätte können. Glücklicherweise darf man zumindest mit der Freundin seine Runden drehen, die man eigentlich schon über langen Zeitraum in Kurts kulturellen Radsportprogramm eingeplant hatte. Dementsprechend stand man immer selber im Wind und die Gesprächsinhalte bezogen sich meist auf Corona, noch anstehende Gartenarbeiten oder die Essensplanung.
Darüber hinaus gab es gemäß #staysafe nur kleinere Runden im niedrigeren Pulsbereich, um sich und sein Immunsystem nicht unnötig zu strapazieren. Auf Mallorca hätte man stattdessen schon das x-te Ausscheidungsrennen am Berg hinter sich gebracht und hätte trotz drohender Sauerstoffnot gegenüber den Mitstreitern so getan als ob das alles ein Kinderspiel sei.
Aber selbst wenn man längere Touren fahren hätte können, fehlte zu diesen der Reiz. Denn so musste man z.B. nicht nur auf Café Con letsche, Pa amb oli und Erdbeerkuchen mit Erdbeeren gestapelt wie die Eiger-Nordwind verzichten, sondern konnte aufgrund geschlossener Cafés noch nicht mal einkehren. So gab es auf die schnelle an der windgeschützten Bushaltestelle einen ollen Müsliriegels aus der Trikottasche, anstatt eine ausgedehnte Pause mit hunderten Gleichgesinnten in der Sonne auf dem Marktplatz von Petra.
Am Schluss sah dann auch die Nachbereitung der Touren anders aus, denn statt bei unzähligen Bieren an der Bar Geschichten über den Tag, das alte „weiche“ Rad mit der uralten Schaltung, durchquerte unbefestigte Sträßchen, die tolle mediterrane Vegetation oder vergangene Touren zu sprechen, war man noch schnell im Homeoffice ein paar Mails schreiben.
Unterm Strich ist es zu Hause am Bodensee natürlich auch sehr schön und die leeren Straßen haben etwas für sich. Dennoch war ich bei der Fahrt von Sipplingen nach Überlingen im Gedanken von Can Picafort nach Alcúdia oder beim Durchqueren einer langen Allee im Schilf um Sa Pobla. Manchmal lernt man die Sachen erst wieder richtig zu schätzen, wenn man sie nicht hat…
Bleibt gesund und haltet euch an die auferlegten Beschränkungen damit das Ganze ein baldiges Ende hat.